Ein Weihnachtsgedicht

In der vorweihnachtlichen Stimmung möchten wir ein Weihnachtsgedicht mit euch teilen. Es stammt von Friedrich Rückert (1788 – 1866). Viel Freude beim Lesen.

Wintergrüne Fichte

Wintergrüne Fichte,
Bricht dein schlankes Reis
Unter dem Gewichte
Nicht von Schnee und Eis?
In den kalten Tagen,
Was erhält so kühn
Dich, wo alle zagen,
Fichte wintergrün!

Wintergrüne Fichte,
Wenn in Sturmes Wehn
Winters Strafgerichte
Ob der Flur ergehn,
Wenn nicht Baum noch Pflanze
Grünen darf noch blühn,
Bleibest du im Kranze
Ficht wintergrün.

Wintergrüne Fichte,
Wovon lebest du?
Strömt vom Himmelslichte
Dir die Nahrung zu?
Unter Frostes Kloben
Starrt der Erde Glühn;
Doch du lebst von oben
Fichte wintergrün.

Wintergrüne Fichte,
Weil vom Himmelsduft
Du mit Weltverzichte
Lebest auf der Gruft,
Darum schmückt dein Schimmer,
Deiner Lichter Sprühn,
Weihnachtliche Zimmer,
Fichte Wintergrün.

Wintergrüne Fichte,
An der Statt wo ich
Mir dies Haus errichte,
Siehe, pflanz´ich dich:
Wo einst Ruh ich habe
Von des Lebens Mühn,
Schatte meinem Grabe,
Fichte wintergrün!

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